Turkmenisches Lotto
Per E-Mail hatte ich von Dagestan aus mein turkmenisches Visum bei der turkmenischen Vertretung in der Schweiz beantragt. Grete machte das selbe von der Schweiz aus. Innerhalb von zehn Tagen erhielt sie ihr Visum. Mein Visumsantrag wurde jedoch ohne Begründung abgelehnt. Als ich die E-Mail mit der entsprechenden Mitteilung erhielt, befanden wir uns gerade in Teheran. Am nächsten Morgen fuhren wir mit der Metro in den Norden Tehrans zur turkmenischen Botschaft. Dort fragte ich, weshalb mein Antrag abgelehnt wurde. „We don’t know“, sagte der Turkmene im Büro. „Can I just apply again for a visa?”, fragte ich. „You have to wait six months before you can apply again”, lautete die Antwort. Mit hängendem Kopf setzte ich mich auf den Boden vor der Botschaft und find sogleich an herauszufinden, wie ich vom Iran nach Usbekistan gelangen konnte, ohne durch Turkmenistan zu reisen. Grete jedoch ging zum Schalter und sprach mit dem Angestellten. Dieser gab mir dann die Möglichkeit, einen weiteren Antrag zu stellen. Jedoch wusste ich immer noch nicht, weshalb mein erster Antrag abgelehnt wurde. Bei meinem neuen Antrag wählte ich die Möglichkeit, mein Visum in der Stadt Maschhad, welche sich 200 Kilometer von der turkmenischen Grenze entfernt befindet, abzuholen.
Grete und ich erreichten die Stadt Maschhad am Dienstag 22. Mai und gingen direkt zum turkmenischen Konsulat. Hinter dem Schalter wurden meine persönlichen Daten in einen Computer eingegeben und bald darauf erhielt ich die Antwort „your visa is not ready, come back in one or two days“. Als ich am nächsten Tag beim Konsulat vorbeischaute, war das Visum immer noch nicht bereit. Am Donnerstag rief ich auf dem Konsulat an und erkundigte mich nach meinem Visum. Man teilte mir mit, dass ich mich in zwei Tagen noch einmal melden solle. Da Gretes Visum für den Iran jedoch nur bis am 26. Mai gültig war, verliess sie Maschhad am 24. und fuhr in Richtung Turkmenistan. Mein Visum war bis am 29. gültig und so wartete ich zwei weitere Tage in Maschhad. Da man mir sagte, dass das Konsulat am Samstag um 8 Uhr öffnete, hatte ich vor, um 8 Uhr beim Konsulat zu sein. Als ich vor dem mir unterdessen vertrauten Gebäude mein Fahrrad hinstellte, war es kurz vor 8. Auf dem Schild neben dem Schalter las ich dann, dass das Konsulat ab 8:30 geöffnet ist, tatsächlich geöffnet war das Konsulat aber erst am 9 Uhr. Der Turkmene hinter dem Schalter tippte ein weiteres Mal meine Referenznummer in den Computer. „Give me your passport, please“, sagte er daraufhin. Ich gab ihm den Pass und war froh, nun endlich das Visum zu erhalten. Der Beamte schloss das Fensterchen und ich wartete einige Minuten. Ich rechnete damit, dass in dieser Zeit mein Visum ausgedruckt und in den Pass geklebt werden würde. „Mister“, sagte der Mann zu mir, nachdem er das kleine Fenster wieder geöffnet hatte, „no visa for you!“. „What?!“, fragte ich erstaunt. „I am sorry, no visa for you“, erklärte mir der Mann als er mir meinen Pass zurückgab. Weshalb ich ihm meinen Pass überhaupt geben musste, ist unklar – schliesslich benötigte er den Pass nicht, um mit der Referenznummer im System zu schauen, ob mein Visa bereit ist.
Nachdem ich diese schlechte Nachricht zur Kenntnis genommen hatte, schrieb ich Grete, dass sie alleine durch Turkmenistan fahren müsse und dass wir uns irgendwann irgendwo in Usbekistan wieder treffen können. Da sich das afghanische Konsulat in Maschhad direkt neben dem turkmenischen befindet, ging ich dort vorbei und versuchte ein Visum für Afghanistan zu erhalten, welches mir ermöglicht hätte, (mit öffentlichen Verkehrsmittel) durch Afghanistan bis nach Usbekistan reisen können. Da ein afghanisches Visum im Iran nur in Teheran, nicht aber in Maschhad beantragt werden kann, verwarf ich diese Idee sogleich wieder.
Die ganze Geschichte mit dem turkmenischen Visum hat aber immerhin einen erfreulichen Aspekt: Im Gegensatz zu anderen Ländern, bei welchen man bereits beim Beantragen des Visums Geld bezahlen muss, bezahlt man bei den Turkmenen erst, wenn man das Visum erhält.