Review – Synmat TT 9 LW
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“Die wohl weltweit robusteste und bequemste 4-Saison-Matte einer völlig neuen Matten-Generation. Ideal für lange Touren und Expeditionen.” – Exped
Mit dieser Aussage preist die Firma Exped die Schlafmatte SynMat TT 9 LW an. Laut Exped ist die Matte praktisch unkaputtbar, weil die neue Konstruktion, nämlich Aussenhülle mit Innenschläuchen, die Schweissnähte entlastet und die Reparatur erleichtert. Die Mikrofaser-Füllung innerhalb der Schläuche ist auflaminiert, so dass sie auch nach Jahren nicht zusammenfallen und damit beständig gleich gut isolieren sollte.
Als ich im Juni 2015 meine erste Eurasien-Reise startete, hatte ich eine synthetische Ultralight-Matte von Exped im Gepäck. Es war eine völlig doofe Idee von mir, eine Weltreise mit einer Ultralight-Matte unternehmen zu wollen, da bei Ultralight-Produkten immer Abstriche bei der Robustheit gemacht werden müssen – aber Weltreisende sollten vorallem an Robustheit und nicht in erster Linie an Leichtigkeit interessiert sein. Bei der Ultralight-Matte löste sich bereits nach ein paar Wochen eine Schweissnaht. Exped ersetzte mir die Matte auf Garantie und übernahm für die Ersatzmatte sogar die Versandkosten in den Iran. Leider löste sich auch bei der Ersatzmatte nach ein paar Wochen eine Schweissnaht, woraufhin Exped mir den Kaufpreis zurück erstattete. Glücklicherweise hat Exped unterdessen (Stand 2019) die Probleme mit den Nahtablösungen in den Griff bekommen.
In China kaufte ich mir eine Schlafmatte eines anderen Herstellers. Doch auch mit dieser Schlafmatte wurde ich nicht glücklich, weil diese nicht sehr robust ist, sich nicht gut reparieren lässt und zudem für kalte Temperaturen zu wenig gut isoliert. Auf der Suche nach einer robusten Schlafmatte, welche genug warm für den Winter ist, stiess ich auf die SynMat TT von Exped. Im Herbst 2016 sponserte mir Exped eine solche Matte, welche ich 2017 mehrere Monate lang im Einsatz hatte. Für meinen Winteraufenthalt in Kasachstan und Sibirien (2018/2019) verwendete ich diese Schlafmatte erneut.
Umstände und Ausrüstung (2017)
Aufgrund einer Knieverletzung konnte ich im Januar 2017 nicht im iranischen und türkischen Winter weiterfahren. Dafür fuhr ich im Februar durch Armenien und im März und April durch Nordrussland und Nordskandinavien. In Armenien schlief ich oft bei Temperaturen zwischen -15 und -20 Grad. In Nordrussland hatte ich anfangs Nachttemperaturen zwischen -10 und -15 Grad. Mitte März stiegen die Temperaturen auf -5, bevor sie sich ende März oft wieder bei -15 Grad befanden und teilweise auch -20 erreichten. Im April übernachtete ich oft bei Temperaturen zwischen 0 und -10 Grad. Als Schlafsack verwendete ich den Kunstfaserschlafsack Tyin EXP 5-Season von Mammut mit einer angegebenen Komforttemperatur von -25 Grad, welcher mir als Testschlafsack zugestellt wurde. Zum Schlafen trug ich normalerweise ein Langarmshirt sowie Trainerhosen. Die Temperatur sank vermutlich nie bis auf -25 Grad.
*Da ich kein gutes Thermometer dabei hatte, könnte es sein, dass meine Temperaturangaben nicht 100% korrekt sind, jedoch deckten sie sich normalerweise gut mit den Temperaturen, die sonst gemessen und angezeigt wurden (an Gebäuden/online).
Pro und Contra (2017)
Bei der täglichen Verwendung der SynMat TT 9 LW stellte ich folgendes fest:
- Die Isolation der SynMat TT 9 LW überzeugte mich. Nur selten spürte ich in der Nacht die Kälte und diese Kälte kam jeweils von oben und nie von unten von der Schlafmatte.
- Die Dicke der Matte verringert natürlich auch die übrig bleibende Sitzhöhe im Zelt.
- Gute Idee mit den einzelnen Schläuchen, da Nahtablösungen nicht mehr möglich sind. Zudem muss man keine Angst haben, plötzlich mit einer (ganz) kaputten Matte unterwegs zu sein. Ein Loch (in einem Schlauch) hatte ich jedoch gar nie zu beklagen.
- Es dauert sehr lange, bis die Schlafmatte aufgepumpt und einsatzbereit ist. Ebenso dauert es lange, bis man die Schlafmatte wieder verpacken kann. Mit einem Trick lässt sich jedoch viel Zeit sparen (siehe weiter unten).
- Die Verwendung des Oktopus-Adapters bei Temperaturen unter -10 grad war jeweils ziemlich mühsam. Erstens schaffte ich es nicht, die Matte mit meinen Handschuhen einsatzbereit zu machen. Zudem liessen sich die Ventilstücke des Oktopus-Adapters bei dieser Kälte nur schwer in die vielen Ventile der Matte stecken. Mit einem Trick kann man das aber umgehen (siehe weiter unten).
- Die Unterseite meiner Matte war am morgen jeweils nass, vermutlich weil ich keine Dampfsperre bei meinem Kunstfaserschlafsack verwendete. Die Oberseite der Matte war jedoch immer trocken. Weil ich oft auch tagsüber bei Minustemperaturen unterwegs war, gefror natürlich diese Feuchtigkeit. Doch trotzdem spürte ich nie die Kälte vom Boden.
Tricks
Folgende Tricks stammen von mir, wobei mich Andi Brun, der Gründer und Besitzer von Exped, auf einige potentielle Nachteile aufmerksam gemacht hat. Zudem schrieb er mir, dass Exped selber auf ähnliche Schlüsse gekommen ist und dass eine erneuerte TT-Matte geplant ist.
- Der Schnoozel Pumpbag lässt sich vielseitig einsetzen. Da ich im Winter abends und morgens kochte, benötigte ich jeweils viel Schnee zum Schmelzen. Den Schnoozel Pumpbag drehte ich auf die Aussenseite und füllte ihn danach mit Schnee und stellte ihn in die Apsis.
- Wenn man die Matte wie eine sonstige über ein einziges Ventil aufblasen und entlüften will, dann kann man alle grünen Rückschlagventile in den Schläuchen entfernen und den Oktopus-Adapter immer stecken lassen. So lässt sich die Schlafmatte mittels mittlerem Ventil auf dem Oktopus-Adapter aufblasen und entlüften. Dieser Trick bringt jedoch auch Nachteile mit sich:
- Wenn ein Schlauch ein Leck hat, merkt man unter Umständen nicht, welcher Schlauch es ist und man hat kurzzeitig das selbe Problem wie mit einer Matte ohne Aussenhülle. Um den kaputten Schlauch sofort ausfindig zu machen, könnte man zum Beispiel die grünen Rückschlagventile erneut einsetzen, was jedoch relativ lange dauert und ziemlich mühsam ist – insbesondere in der Kälte. In einer wärmeren Umgebung könnte man auch alle Schläuche rausnehmen und unter Wasser oder mit Seifenwasser checken, wo das Leck ist. Das wäre aber mindestens so zeitaufwändig wie bei gewöhnlichen Schlafmatten.
“Wenn du den leckenden Schlauch identifizierst hast oder z.B. den äussersten Schlauch gar nicht aufblasen willst, kannst du am Oktopus das entsprechende Ventilloch mit Klebeband, einem Korken oder ähnlich verschliessen.” – Tipp von Andi Brun
- Das Luftablassen ist ziemlich langwierig, wenn die ganze Luft durch das eine Ventil auf dem Oktopus-Adapter ausströmen muss.
- Wenn ein Schlauch ein Leck hat, merkt man unter Umständen nicht, welcher Schlauch es ist und man hat kurzzeitig das selbe Problem wie mit einer Matte ohne Aussenhülle. Um den kaputten Schlauch sofort ausfindig zu machen, könnte man zum Beispiel die grünen Rückschlagventile erneut einsetzen, was jedoch relativ lange dauert und ziemlich mühsam ist – insbesondere in der Kälte. In einer wärmeren Umgebung könnte man auch alle Schläuche rausnehmen und unter Wasser oder mit Seifenwasser checken, wo das Leck ist. Das wäre aber mindestens so zeitaufwändig wie bei gewöhnlichen Schlafmatten.
- Die Aussenhülle lässt sich – nach dem Entfernen der Schläuche – problemlos Waschen.
Reparatur
Auch die robusteste Matte kann beschädigt werden, doch die SynMat TT 9 LW ist gut reparierbar:
- Ich flickte einen kleinen Riss des Aussenstoffs Anfang Februar “in der Wildnis” bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Eine Woche später, als ich mal wieder in einer warmen Unterkunft war, erneuerte ich den Flicken. Risse im Aussenstoff sind zum Glück auch gar kein richtiges Problem, solange der Schlauch nicht beschädigt wird. Bei der Schlafmatte eines anderen Herstellers lösten sich die Flicken jeweils mit der Zeit wieder, was dort aufgrund der Konstruktion ohne Aussenhülle bedeutete, dass die ganze Schlafmatte unbrauchbar war. Der Flicken auf dem Aussenstoff der SynMat TT 9 LW hielt viele weitere Wochen.
*Ich hoffe und nehme an, dass sich Exped versichert hat, dass der Leim auch bei Temperaturen von -25 Grad noch flüssig ist und funktioniert? - Eines Morgens riss eine Naht auf der Seite des Aussenstoffs auf. Aufgrund der Konstruktion der Matte, konnte ich sie ohne Probleme weiterverwenden. Exped gab mir Tipps, wie ich die Matte selber reparieren kann. Wielange die reparierte Matte durchhält, wird sich herausstellen.
Fazit
Die Konstruktion der TT-Matte ist aus meiner Sicht ein grosser Fortschritt. Vermutlich kennen fast alle Fahrradreisende das Problem, früher oder später mit einer defekten Matte unterwegs zu sein, welche sich fast nicht mehr reparieren lässt. Aufgrund der einfachen Reparierbarkeit der TT-Matten, empfehle ich diese Matte den Fahrradreisenden. Ich hoffe, dass Exped bald auch eine weniger warme und dadurch auch leichtere TT-Matte – vielleicht sogar in Konturform – im Angebot hat, um der Wunschvorstellung der Reiseradler nach einer robusten, aber doch nicht all zu schweren Matte, noch näher zu kommen.