Gastfreundschaft in der Wüste
Eines Abends wurde ich aus dem Auto von einem Mann angesprochen. Der Fahrer sprach leider arabisch und kaum ein Wort Englisch. Doch ich verstand, dass er mich zum Essen einladen wollte. Fünf Minuten später lag mein Velo auf der Ladefläche des Pick-ups, ich sass auf dem Beifahrersitz und wir fuhren durch den Sand, wo bereits einige Reifenspuren zu sehen waren. Unterwegs kamen wir bei einem Haus vorbei und ich nahm an, dass der Mann dort mit seiner Familie wohnen würde. Neben dem Haus gab es einen grossen Wasserbehälter und so konnte ich mich waschen. Der Fahrer gab mir daraufhin ein Zeichen, wieder ins Auto einzusteigen, denn wir befanden uns gar nicht beim Haus seiner Familie. Kurze Zeit später erreichten wir unser Ziel – jedoch war dort weit und breit kein einziges Haus zu sehen, sondern nur ein grosser Wohnanhänger. Des Weiteren befanden sich in einiger Entfernung Ziegen und Schafe – mitten in der sandigen Wüste. Mein Gastgeber führte mich in den Wohnwagen und offerierte mir omanischen Kaffee mit Datteln. Nach einiger Zeit erreichten weitere Autos den Wohnanhänger und die Männer waren sehr erstaunt, einen Reisenden anzutreffen, aber sie begrüssten mich freundlich. Hinter einer Sanddüne befanden sich ihre Kamele, welche man mir noch zeigte. Ich hatte immer gedacht, dass Kamele teilweise wild und unabhängig in der Wüste leben würden, doch mir wurde im Oman mehrfach bestätigt, dass alle Kamele jemandem gehören. Kamele im Oman haben also etwas mit den Kühen in der Schweiz gemeinsam: Beide werden gezüchtet und als „Nutztiere“ ausgebeutet. Kurz nach Sonnenuntergang konnte ich dann zusehen, wie die gut zehn Männer etwa eine Viertelstunde zusammen beteten. Die meisten Männer gingen nach dem Abendessen, welches über dem Feuer zubereitet wurde, wieder nach Hause zu ihren Familien. Auch der Mann, der mich ursprünglich eingeladen hatte, verliess das Camp. Doch ein anderer Einheimischer, welcher sogar ein bisschen Englisch sprach, blieb mit mir im Wüstencamp. Nach einer Nacht unter freiem Himmel wurde ich am nächsten Morgen mit einem Auto wieder zur Strasse gefahren, wo ich meine Reise auf dem Velo fortsetzen konnte.
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